Ist der Covid-Knoten geplatzt?

Seit meiner Covid-Infektion Ende Juli war ich im Alltag zwar nicht merklich eingeschränkt, aber das Lauftraining fiel mir immens schwer. Jeder gelaufene Kilometer fühlte sich an wie früher fünf, meine Beine wurden schnell schwer wie Blei und es lief wirklich schleppend. Obwohl die Infektion selbst mild verlaufen und schon nach einer Woche mit Erkältungssymptomen verschwunden war, hinterließ sie bei mir einen deutlichen Einbruch in meiner Kondition beim Sport. Über die Zeit kristallisierte sich für mich heraus, dass mein Puls bei Belastung konstant rund 15 Schläge höher lag als vorher. Zusätzlich fiel mir das Laufen insgesamt nicht mehr leicht, sondern war eine Belastung für mich, wie ich es überhaupt nicht gewohnt war.

Dementsprechend hatte ich meine ursprüngliche Zielzeit von 55 Minuten beim Hamburg-10k im August längst verworfen und war froh, die 10 Kilometer überhaupt geschafft zu haben, auch wenn ich 76 Minuten dafür gebraucht hatte. Der Möllner Citylauf war dann aber gewissermaßen mein Tiefpunkt. Die 12 Kilometer waren für mich persönlich deutlich anstrengender, als ich je erwartet hätte. Obwohl ich ruhig und langsam lief, bin ich trotzdem zwischendurch gegangen, weil meine Beine zu müde wurden und ich insgesamt erschöpft war. Am Ende schaffte ich es in 1 Stunde und 34 Minuten ins Ziel – und war damit ebenfalls rund 20 Minuten langsamer als im Vorjahr.

Diese Erfahrung führte dazu, dass ich mir eingestehen musste, die geplanten 10 Meilen (16,1 km) beim Airport Race in Hamburg nicht laufen zu können. So meldete ich mich auf den 5-km-Lauf des Airport Race um war hinterher sehr froh, denn trotz der kurzen Distanz forderte mich der Wettkampf. Aber er war für mich auch ein Lichtblick, denn mit einer Zielzeit von 34:29 Minuten lag meine Pace unter 7 min/km! Für viele mag das lächerlich langsam sein, aber für mich war das nach den ersten Post-Covid-Trainings mit Paces von 8 bis 9 min/km ein gutes Zeichen.

Nichtsdestotrotz ging es schleppend weiter. Ich machte zwischen Trainings wie früher auch konsequent mindestens einen Tag Pause, meistens aufgrund der schweren Beine sogar mehr, und auch die Einheiten selbst waren nicht fordernd. Ich lief locker und langsam und trotzdem musste ich teilweise nach 3 Kilometern das Training abbrechen, weil es sich einfach nur nach Quälerei anfühlte. Aber lieber länger pausieren als sich ernsthaft verletzen! Dennoch war das eine wirklich schwere Zeit, denn sich bei diesem Trauerspiel motiviert zu halten, war eine immense Herausforderung für mich.

Letzte Woche geschah dann aber etwas Überraschendes: Ich schnürte nachmittags meine Laufschuhe für ein lockeres Training ohne großes Kilometer- oder Zeitziel. Ich wollte einfach laufen, um am Ball zu bleiben und erhoffte mir, damit langsam aber sicher wieder zu meiner alten Form zurückzukehren. Das Wetter war herbstlich, aber angenehm und sonnig und nach den ersten Kilometern fiel mir auf, dass ich deutlich weniger angestrengt war, als bei den letzten Läufen. Ich mochte es kaum glauben, aber ich lief locker weiter und am Ende wurden es etwas mehr als 6 Kilometer. Ich fühlte mich ganz gut und hatte sogar das Gefühl, dass ich noch hätte weiter laufen können. Dieses Gefühl hatte ich seit über 3 Monaten nicht gehabt – aber ich wollte mich nicht zu früh freuen!

Ein paar Tage später hatte ich Zeit und bin erneut ohne genaues Ziel los gelaufen. Und – ich weiß gar nicht, wie ich das in Worte fassen soll – es lief einfach! Eigentlich wollte ich rund eine Stunde laufen, aber nach knapp 4 Kilometern ohne Beschwerden plante ich spontan um und drehte eine schöne Runde durch die Natur, ganz entspannt und locker-flockig. Es lief so gut, dass ich die 10 Kilometer voll machte und hinterher war ich so euphorisch, wie lange nicht mehr. Ich hätte absolut nicht erwartet, dass ich nach den durchweg deprimierenden Läufen mit schweren Beinen und nicht enden wollenden Kilometern auf einmal einen so lockeren Trainingslauf erleben würde. Es ist, als wäre von jetzt auf gleich der Knoten geplatzt und ich bin ein großes Stück in Richtung alte Trainingsform gerutscht, auch wenn ich nicht weiß, wie ich das gemacht habe. Ich dachte, das würde eher Stück für Stück ganz schleichend über die Zeit passieren und ich traue mich immer noch nicht so ganz, mich zu freuen, aber die beiden Läufe waren definitiv ein Motivations-Booster! Hinzu kommt, dass ich beim lockeren 10-Kilometer-Trainingslauf eine Durchschnitts-HF von 141 hatte, was ebenfalls überraschend niedrig ist und sogar in meinem grünen HF-Trainingsbereich liegt.

Heute beschloss ich, nur 45 Minuten zu laufen und zu schauen, wie mein Körper nach der Belastung des Longruns so drauf ist. Und auch heute lief es wirklich gut, allerdings merke ich meine Beine und es war schon anstrengend, aber das darf es auch sein.

Fazit: Ich vermisse noch immer meine alte Trainingsform, aber es scheint noch Hoffnung zu geben und ich scheine auf dem richtigen Weg zu sein, zu meinen alten Zeiten zurück zu finden, auch wenn bis dahin noch einige Zeit vergehen wird. Mein nächster Meilenstein ist erstmal der Köhlbrandbrückenlauf in 6 Tagen und ich bin sehr gespannt, wie anstrengend die Steigung mit meiner aktuellen Kondition werden wird. Hauptsache, der Besenwagen holt mich nicht ein!

Wettkampf 39. Int. Airport Race

Das Internationale Airport Race ist ein Laufevent, das jährlich am Hamburger Flughafen stattfindet. Der Hauptlauf ist ein 10 Meilen (ca. 16 km) Rundkurs rund ums Flughafengelände, Start und Ziel befinden sich auf der Anlage des „Lufthansa Sportverein Hamburg e.V.“. Ich selbst habe über die Bramfelder Winterlaufserie vom Airport Race erfahren, da die BMS Laufgesellschaft beide Läufe organisiert.

Sommer 2020 habe ich mich dann zum ersten Mal für das „37. Int. Airport Race“ am 13.9.2020 angemeldet. Durch die Pandemie wurde die Veranstaltung auf den Samstag und Sonntag gestreckt und die Teilnehmer zusätzlich auf Zeitfenster zwischen 9 und 15 Uhr verteilt. Gestartet wurde dann einzeln alle 10 Sekunden, um Abstände einzuhalten.

Streckenverlauf des 38. Int. Airport Race (2021)

So war der Lauf für mich durchaus ungewöhnlich. Da das Event aber zu einem der ersten Laufveranstaltungen meiner Laufkarriere (wenn man das überhaupt so nennen möchte) gehörte, war für mich ohnehin alles neu und ich kannte es nicht anders. Vor dem Pandemiebeginn im Frühjahr 2020 hatte ich lediglich bei den Hamburger Winterlaufserien in Bramfeld und Wilhelmsburg teilgenommen. Das sind kleine, aber feine Events mit freiem Start zwischen 9:30 und 12 Uhr und frei wählbarer Rundenzahl (je 3 bzw. 5 km pro Runde). Für mich war das damals optimal, da ich spontan entscheiden konnte, ob ich je nach Tagesform nur eine, oder doch zwei Runden laufen wollte.

Aber zurück zum Airport Race. 2020 war die Veranstaltung pandemisch eingeschränkt und auch der Lauf selbst war direkt beeinflusst, denn er fand ohne jegliche Straßenabsperrungen statt. So war die Strecke leicht verändert und verlief zunächst durch Wohngebiete statt an der Hauptstraße entlang und dann auch nicht durchs Flughafen-Parkhaus, sondern außen herum. Außerdem musste man an roten Ampeln anhalten und auf Grün warten. Insgesamt hat mir die Strecke aber so gut gefallen, dass nach meiner ersten Teilnahme sofort klar war, dass ich wieder dabei sein möchte.

Auch 2021 fand das „38. Int. Airport Race“ ohne Veranstaltungs-Programm statt, dafür mit 3G-Nachweis und Startfeld mit Abstand. Aufgrund einer Terminkollision mit dem Hamburg Marathon wurde es vom Sonntag, 12.09.2021 auf Samstag, 11.09.2021 verschoben. Dieses Mal ging’s dafür durchs Parkhaus und die Strecke war abgesperrt, sodass am Ende tatsächlich 10 Meilen auf meiner Laufuhr standen.

Lustigerweise sind meine Zielzeiten für 2020 und 2021 nahezu identisch, wobei ich im zweiten Jahr einen Kilometer mehr in der Zeit geschafft habe 😎. Die Pace lag also bei 7:00 bzw. 6:37 min/km, womit ich sehr zufrieden war.

Selbstverständlich meldete ich mich nach Ausschreibung direkt fürs „39. Int. Airport Race“ am 11.09.2022 an, in der Hoffnung, meine Bestzeit erneut zu knacken.

Doch dann kam meine Covid-Infektion und nach dem für mich sehr anstrengenden Möllner Citylauf vor zwei Wochen kamen mir Zweifel, ob ich die 16 Kilometer überhaupt schaffen würde. Am wahrscheinlichsten hielt ich die Variante, zwischendurch doch oft gehen zu müssen und vielleicht eine Pace von 8 min/km zu erreichen, was wiederum einen Zieleinlauf nach über 2 Stunden mit sich bringen würde. Die Schmach wollte ich mir, meinem Körper und allen anderen Beteiligten ersparen, also meldete ich mich von den 16 km auf den 5-km-Lauf um. Das klappte übrigens schnell und unkompliziert, was mich sehr freute.

Während der Hauptlauf um 11:00 Uhr startet, fällt der Startschuss für die 5 km als Letztes um 11:40 Uhr nach den Mini Airport Race Läufen (400 Meter und 1 Meile) für Kinder. Dementsprechend wuselig war es rund um die Startlinie, denn zuerst starteten eine Menge Kids und dann kamen sie ja auch alle an. Nach kleinen Wirrungen bezüglich der Startrichtung fiel dann aber irgendwann der Startschuss für den 5-km-Lauf. Ich ließ es zügig, aber ruhig angehen und hatte keine feste Zielzeit oder -pace. Auf jeden Fall fiel mir sofort auf, dass ich im Gegensatz zum Citylauf in Mölln dieses Mal nicht mit Abstand die Letzte war. Auch wenn ich am Ende nur für mich laufe und meine eigenen Ziele erreichen möchte, ist es doch motivierend, nicht von allen anderen abgehängt zu werden.

Die ersten 2 Kilometer liefen locker-flockig, dann wurde es etwas anstrengender, aber ich konnte mein Tempo halten und erreichte das Ziel mit einer überraschenden Pace von 6:53 min/km! Yeah!

Mit dieser Zeit bin ich absolut zufrieden, auch mein Puls war vor allem auf den letzten 2 Kilometern etwas höher, aber noch in einem annehmbaren Bereich. Alles in allem war es für mich ein gelungener Lauf, der mich motiviert, weiter am Ball zu bleiben, auch wenn meine Kondition gerade wirklich zu wünschen übrig lässt.

Beim 40. Int. Airport Race bin ich hoffentlich wieder beim 10-Meilen-Hauptlauf dabei und werde die tolle Strecke rund um den Hamburg Airport mit einer neuen Bestzeit ablaufen!

Wettkampf 26. Möllner Citylauf

Ich bin letztes Jahr zufällig auf den Citylauf in Mölln aufmerksam geworden und habe mich kurzentschlossen für den „Eulenspiegellauf“ angemeldet, bei dem man auf einer Strecke von 12 Kilometern verschiedene Seen umrundet. Der Lauf wird vom Möllner SV organisiert und findet eigentlich im Rahmen des Möllner Altstadtfestes statt, aber 2021 war aufgrund der pandemischen Situation alles sehr reduziert. Das hat mich aber keinswegs gestört und so ging es am 27.08.2021 um 15 Uhr los auf eine schöne Runde durch die Natur bei Mölln. Leider war das Wetter nicht ganz so gut, kurz vor dem Start gab es einen Regenguss und auch die letzte Viertelstunde regnete es wieder, aber immerhin war der Regen sommerlich warm 😉.

Strecke des Eulenspiegellaufs beim 25. Möllner Citylauf (2021)

Zum Glück blieb es die meiste Zeit trocken und so hat mir trotz einiger Verwirrungen bezüglich der Strecke der Lauf insgesamt so gut gefallen, dass ich mich direkt nach Ausschreibung für die diesjährige Ausgabe, den 26. Möllner Citylauf, angemeldet habe.

Dieses Jahr gab es parallel zum Laufevent ein Altstadtfest und so war in der Stadt einiges mehr los als 2021. Auch das Wetter war besser, dieses Jahr sollte es keinen Regen geben. Der 12km-Eulenspiegellauf startete wieder um 15 Uhr, was ich persönlich übrigens als eine sehr angenehme Startzeit empfinde. Viel besser, als am Wochenende früh morgens um 7 aus dem Haus zu müssen 😁. Nach der Anmeldung vor Ort holte ich mir das schöne, neongrüne Sportshirt mit Aufdruck des Laufs und der Sponsoren ab, das es bei diesem Lauf anstelle einer Medaille gibt, und spazierte Richtung Startlinie.

Nachdem ich eine Woche zuvor den Hamburg-10k erfolgreich absolviert hatte, war ich durchaus motiviert, die 12 km des Eulenspiegellaufs ebenfalls gut zu schaffen, aber dennoch hatte ich aufgrund meiner vergangenen Covid-Infektion durchaus Respekt vor der Distanz. So habe ich zwischen beiden Wettkämpfen nur einen lockeren 4km-Taperinglauf gemacht, um fit für den Möllner Citylauf zu sein.

Allerdings bestätigte sich dann meine Befürchtung: Mir fehlt immer noch die Kondition, die bis zu meiner Covid-Infektion selbstverständlich für mich war! Nach 3 Kilometern wurden meine Beine schon schwerer, es wurde anstrengend und längst hatten mich alle anderen Teilnehmer überholt und waren davon gezogen – obwohl ich mit einer Pace von rund 6:50 min/km recht flott lief 🤔. Die Schmach schob ich mental erstmal von mir weg, ich wollte nur noch ankommen und die 12 Kilometer schaffen. Und so lief und lief ich, jeder Kilometer fühlte sich endlos an, aber ich kam gut voran. Die Pace lag zwischen 7:10 und 7:40 min/km, bei Steigungen wechselte ich ins Gehen, da der Puls deutlich in den roten Bereich schnellte und ich meinen Körper nicht unnötig stressen wollte.

Kurz vor Kilometer 4 schaffte ich es übrigens, mich aufgrund fehlender Richtungspfeile zu verlaufen – der Läufer vor mir war falsch abgebogen, da er sich wohl spontan für die 4km-Strecke entschieden hatte und die Schlussräder hinter mir hatten ebenfalls nicht aufgepasst. So sammelte ich noch 600 Meter extra und erreichte nach 1:33:54 Stunden mit einer Pace von 7:25 min/km das Ziel. Ich war nicht komplett abgekämpft, aber es war ein wirklich anstrengender Lauf für mich, obwohl es „nur“ 12 Kilometer waren.

Leicht geänderte Strecke des 26. Möllner Citylaufs (2022) inklusive Irrweg

Es ist für mich immer noch schwer zu begreifen, wie sehr meine Kondition im Keller ist. Letztes Jahr war ich bei ähnlichem Puls trotz Regen 53 Sekunden, also fast eine Minute pro Kilometer schneller, das ist schon ein beachtlicher Unterschied.

Zieleinlauf beim 26. Möllner Citylauf (2022)

Trotzdem bin ich froh, die Strecke alles in allem gut überstanden zu haben und abgesehen von meiner fehlenden Kondition und einiger fehlender Wegweiser für die Laufstrecke hat es mir wieder gut gefallen. Nächstes Jahr bin ich gerne wieder dabei, natürlich bei den vollen 12 Kilometern für den Eulenspiegellauf!